Denn so sehr hat
Gott die Welt geliebt, dass er seinen einzigen Sohn gab, damit jeder, der an ihn
glaubt, nicht verloren gehe, sondern ewiges Leben habe.Johannes
3,16
Die Themenzentrierte Interaktion ist ein Versuch, die Ebene des Denkens, die in den meisten gruppendynamischen Methoden verdrängt wird, wieder in den Gruppenprozess einzubeziehen. Ich (Einzelperson), Wir (Gruppe) und Es (Thema) - je eingebettet in geschichtliche und gesellschaftliche Gegebenheiten – sollen gleichermaßen zur Sprache kommen.
Die sachliche Diskussion kann jedoch jederzeit durch Gefühlsäußerungen unterbrochen werden. Auch bei der Sachdiskussion selbst sind persönliche, subjektive Aussagen gewünscht, ja gefordert
* "Wie empfinden Sie das?" * "Welche Erfahrungen haben Sie damit gemacht?" * usw. So verläuft oder endet das Gespräch trotz Einbezug von Sachthemen sehr oft auf der Gefühlsebene (was nicht unerwünscht ist, da so eher Veränderungen beim einzelnen möglich sind). Das Thema bleibt letztlich Katalysator (Auslöser) eines Selbst- und Gruppenerfahrungsprozesses. Dies zeigt sich auch an der oft sehr persönlichen und subjektiven Zielrichtung der Themenstellung, z. B.: Beruf, Geld, Sexualität, Partnerschaft, Frömmigkeit, Schuld, Zweifel usw. Nach Ruth Cohn, der Begründerin der Themenzentrierte Interaktion, gelten für die Themenzentrierte Interaktion folgende Gesprächsregeln:
1. Versuche, in dieser Sitzung das zu geben und zu empfangen, was du selber geben und empfangen möchtest.
2. Sei dein eigener Chairman (= Vorsitzender, Leiter) und bestimme, wann du reden oder schweigen willst und was du sagst. D. h.: Steh zu deinen Gedanken und Gefühlen.
3. Es darf nie mehr als einer auf einmal reden.
4. Unterbrich das Gespräch, wenn du nicht wirklich teilnehmen kannst. – Störungen haben Vorrang.
5. Sprich nicht per "man" oder "wir", sondern per "ich".
6. Es ist beinahe immer besser, eine persönliche Aussage zu machen, als eine Frage an andere zu stellen.
7. Beachte Signale deiner Körpersprache und beachte Signale dieser Art bei den anderen Teilnehmern. D. h.: Achte auf unwillkürliche Gesten, Bewegungen u. a.
Ruth Cohn ist Schülerin von Fritz Perls (Gestalttherapie). In ihrem Doppelaxiom von Autonomie und Interdependenz des Menschen geht sie von einer ganzheitlich-humanistischen Anthropologie aus (>Humanistische Psychologie). Ihr Weltbild ist immanentistisch:
"Menschliche Erfahrung, Verhalten und Kommunikation unterliegen interaktionellen und universellen Gesetzen"
– wobei sie "Universum" letztlich mit der "Allverbundenheit" der Menschen untereinander gleichsetzt (in: Gruppendynamik Nr. 3/1974, S. 150ff.). Evolutionistische Vorstellungen klingen im Axiom von der Ehrfurcht gegenüber "allem Lebendigen und seinem Wachstum" (ebd.) durch, ebenso >pantheistische Auffassungen aus ihrer Jugendzeit (vgl. die von ihr häufig zitierten Namen Goethe, Spinoza, Siddhartha Gautama, Einstein). Dies wird besonders deutlich, wenn sie sagt, dass das von ihr empfohlene "Meditieren auch Beten zum inneren Jenseits" genannt werden könne – unter Verwendung eines "Mantra", also eines okkulten hinduistischen Spruches mit magischer Bedeutung (R. Cohn, Von der Psychoanalyse zur Themenzentrierten Interaktion, 1980, 224ff.).
Positiv sei hier angemerkt: Cohns Forderung nach Balance zwischen Individuum, Gruppe und Thema ("Ich, Wir und Es") in der Gruppenarbeit stellt, zumindest theoretisch gesehen, eine Entschärfung einseitig emotionsbestimmter Gruppendynamik dar. Mayer-Scheu meint deshalb sogar,
Themenzentrierte Interaktion wolle
"durchaus etwas anderes als Gruppendynamik [...]. Ihre grundlegenden Bausteine [...] sind [...] pädagogisch-therapeutisch im Sinn einer ganzheitlichen Anthropologie unter Einschluß des gruppendynamischen Prozesses, der jedoch bewusst strukturiert wird" (in: J. Scharfenberg, Glaube und Gruppe, 1980, 56). In der Praxis zeigt sich aber häufig, dass sich diese Balance nicht durchhalten lässt: Wer sich nur auf kognitiver Ebene bewegen will, setzt sich fast automatisch dem emotionalen Gruppendruck aus; dabei bleibt dann meistens die emotionale Ebene Sieger (vor allem aufgrund der TZl-Regel "Störungen haben Vorrang").
Lit.: R. Cohn, Von der Psychoanalyse zur Themenzentrierten Interaktion, 1980. – Kritisch: L. Gassmann, Fühlen statt zu denken, 1991.
============ ~nora~ "Ich singe dir mit Herz und Mund, Herr, meines Herzens Lust; ich sing und mach auf Erden kund, was mir von dir bewußt (..)" v. Paul Gerhardt Galater 5,1: "Für die Freiheit hat uns Christus befreit; so stehet nun fest und lasset euch nicht wieder in ein Joch der Knechtschaft spannen!" http://nightstop.net.ms
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