Als alter Mann erzählte er gern aus seiner Jugend. Damals war er als Hochseilartist mit einem kleinen Wanderzirkus unterwegs gewesen. Sie hatten Städte besucht und ein Seil von der Erde bis zum Kirchtum gespannt, auf dem sie mit dem Motorrad auf dem Seil nach oben und wieder nach unten gefahren waren.
„Das war eine gefährliche Sache“, schwärmte er, „aber ich liebte das Kribbeln im Bauch. Ein Sicherheitsnetz spannten wir nie, dazu war ich viel zu stolz. Die Gefahr gab mir den Kick. Natürlich lief ich auch zu Fuß auf dem Seil . Dabei hatte ich eine Stange in der Hand, um die Balance zu halten“.
Er erzählte noch viel aus seinem ungewöhnlichen Leben. Dann sagte er: „Das ist alles vorbei. Vergangenheit. Heute gehört mein Leben dem Herrn. Ich brauche nicht mehr den donnernden Applaus. Der gibt keine Kraft. Jesus allein zählt. Vieles hat sich verändert, aber der Vergleich des Seils ist mir haften geblieben.
Innerlich sehe ich mich auf so einem Seil gehen. Es schwankt. Ich habe Angst. Angst das Leben nicht zu schaffen. Angst, ich konnte nach rechts oder links abstürzen. In jungen Jahren kann man sich nicht vorstellen, wie kompliziert das Leben werden kann. Da gehe ich auf meinem Seil. Ich habe keinen Stab in der Hand, um die Balance zu halten.
Aber ich spüre, die unsichtbare Hand Gottes hält meine ausgestreckte Hand. So kann ich vorsichtig einen Schritt nach dem anderen tun. Es geht langsam nach oben und immer weiter nach oben. Meine Heimat ist bei Gott im Himmel.
Mehrmals stürzte ich schon ab. Ich hatte keine Kraft mehr und ich war völlig am Ende. Da war mir so, als hätte mein Gott für mich ein Rettungsnetz gespannt. Und da hinein fiel ich. Bei aller Hilflosigkeit war ich ganz tief geborgen. Heute weiß ich, dass es der Vaterschoß Gottes war. Hier durfte ich einfach sein, mich ruhen, mich trösten lassen, bis ich wieder zu Kräften kam.
Dann stellte mich seine gute Hand wieder auf mein Seil und er sagte: „Geh weiter, mein Lieber. Du bist noch nicht zu Hause. Eine kleine Wegstrecke liegt noch vor dir. Ich bin bei dir und ich helfe dir!“
„Darum will ich mich am allerliebsten rühmen meiner Schwachheit, damit die Kraft Christi bei mir wohne“. 2. Kor. 12,9b
============ ~nora~ "Ich singe dir mit Herz und Mund, Herr, meines Herzens Lust; ich sing und mach auf Erden kund, was mir von dir bewußt (..)" v. Paul Gerhardt Galater 5,1: "Für die Freiheit hat uns Christus befreit; so stehet nun fest und lasset euch nicht wieder in ein Joch der Knechtschaft spannen!" http://nightstop.net.ms
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