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und wurde 548 mal aufgerufen
 Judentum
nora Offline




Beiträge: 571

23.09.2006 23:11
Das Wüten der Nazis gegen die Juden Antworten

Als am 9. November 1938 überall in Deutschland die Synagogen angezündet wurden, da unterstrich
Dietrich Bonhoeffer in seiner Bibel Psalm 74,8: „Sie verbrennen alle Gotteshäuser im Lande“.
Daneben setzte er das Datum: 9.11.1938.

Das Wüten der Nazis gegen die Juden war für Bonhoeffer kein politischer Akt. Er sah darin den
Ausdruck des tiefsten Gotteshasses. Antisemitismus war nichts anderes als Auflehnung gegen den
Gott der Bibel. Sein Mitstreiter in der Bekennenden Kirche, der spätere Bundespräsident Gustav
Heinemann, sagte nach dem Zweiten Weltkrieg: „Antisemitismus ist immer höchste Alarmstufe. Mit
ihm werden Bezirke betreten, vor denen die Warntafel steht: Gott läßt sich nicht spotten!“ Das
Niederbrennen der Synagogen war nicht weniger als ein Versuch, den Gott der Bibel aus dem Dritten
Reich zu vertreiben, und Platz zu schaffen für neue Götter. An ihrer Spitze stand der „deutsche
Messias“ Adolf Hitler.

Antisemitismus als Feindschaft gegenüber den Juden ist sehr alt. Bereits die Antike kennt feindselige
und haßerfüllte Einstellungen dem Gottesvolk gegenüber. Die Antisemiten zielten darauf hin, die
Juden zu isolieren, zu stigmatisieren, sie zu vertreiben und/oder zu vernichten.

Der moderne Antisemitismus, der mit entsprechenden Publikationen um 1880 einsetzte, strebte gleich
nur die physische Vernichtung der Juden an. Jetzt tauchten im Zuge des darwinistischen Weltbildes
nur noch biologisch-rassische Argumente gegen die Juden auf. Mit der Bestimmung des Judentums als
eigenständige Rasse, ergab sich eine grundlegende Veränderung. „Bisher hatte man das Judentum
allgemein als Religion und seine Anhänger als der Gruppe der Weißen zugehörig angesehen“ (Leon
Poliakov). Das biologische Fundament des neuen Antisemitismus ließ keine Emanzipation oder
Assimilierung der Juden zu. Ob getauft oder nicht, ob praktizierender Jude oder Atheist – der Jude
blieb biologisch-rassisch der „ewige“ Jude. Er hatte keine Chance mehr, diesem Stigma zu
entkommen.

Mit der Machtübernahme der Nazis 1933 wurde dieser Ausrottungsantisemitismus eine staatliche
Basis. Mit den Nürnberger Rassegesetzen 1935 erhielt die Diskriminierung der Juden einen
quasilegalen Anstrich. Sie wurden aus Gesellschaft ausgeschlossen. In mehreren Stufen steigerte sich
die Judenverfolgung in Deutschland, bis hin zur „Endlösung“ in den Gaskammern der
Konzentrationslager.

Die Glaubensbewegung „Deutsche Christen“ versuchte, die Grundsätze nationalsozialistischer
Ideologie auch in der Evangelischen Kirche zu verankern. Zu ihren Zielen zählte die „Entjudung“ des
Gesangbuchs durch Streichung aller jüdischen Begriffe wie Jehova, Israel, Zion und Zebaoth. Das
Alte Testament sollte revidiert bzw. ganz abgeschafft werden. Auf einer Kundgebung der Deutschen
Christen im November 1933 forderten sie die „Befreiung vom Alten Testament mit seiner jüdischen
Lohnmoral“, die Entfernung „aller offenbar entstellten und abergläubischen Berichte des Neuen
Testamentes“ und den Verzicht auf die „Sündenbock- und Minderwertigkeitstheologie“ des Apostel
Paulus. Die „Rückkehr zu einem heldischen Jesus“ sollte den Gekreuzigten Jesus ablösen. Daß Jesus
niemals Jude gewesen sei konnte, sondern nur ein Arier war selbstverständlich.

Von 1933-1935 gab es Boykotte jüdischer Geschäfte, gewalttätige Ausschreitungen gegen jüdische
Bürger und erste rechtliche Bestimmungen zu deren Ausgrenzung. Juden durften nicht mehr Beamte
werden, bei Presse, Film, Funk und Theater durften Juden nicht mehr angestellt werden. Mit den
Nürnberger Rassegesetzen von 1935 wurde Juden die deutsche Staatsbürgerschaft entzogen.
Eheschließungen zwischen Deutschen und Juden waren verboten. Im Jahre 1938 mußten jüdische
Bürger zwangsweise die Vornamen Israel bzw. Sara tragen. Im November 1938 erlebte Deutschland
den vorläufigen Höhepunkt der Hetze: im ganzen Reich brannten die Synagogen und viele Juden
wurden in die KZ’s eingeliefert. 119 Synagogen wurden in Brand gesteckt und 20.000 Juden verhaftet.
Ab Dezember 1941 kam die äußere Stigmatisierung: alle Juden wurden gezwungen deutlich sichtbar
den gelben Davidstern auf ihrer Kleidung zu tragen. Etwa 1.700 Rechtsvorschriften regelten die
Demütigungen und Schikanen den Juden gegenüber.

Verboten war z. B. der Ankauf von Büchern, Besuch von Ausstellungen, Theatern und Kinos,
Benutzung von Kraftwagen, öffentlichen Fernsprechern, Betreten von Gaststätten, Benutzung von
Sitzplätzen in Öffentlichen Verkehrsmitteln (soweit von Nicht-Juden benötigt), von Parkbänken, die
nicht gelb gestrichen waren, Betreten von Bahnhöfen, Wartesälen und Bahnanlagen sowie von
Wäldern, Halten von Haustieren, Inanspruchnahme von Ärzten (außer jüdischen Medizinern),
Mitgliedschaft in Privatversicherungen, Schulbesuch, Verlassen der Wohngemeinden (außer mit
besonderer Genehmigung), nächtliches Verlassen der Wohnungen, Zeitungsverkauf und -bezug u. a.;
vorgeschrieben waren Ablieferung elektrischer und optischer Geräte von Gebrauchs- und
Wertgegenständen, aber auch besondere Einkaufszeiten, getrennte Luftschutzräume etc. etc.
Ab Oktober 1941 begann die Deportation der Juden Europas in die Vernichtungslager im Osten. Zu
Millionen wurden jüdische Menschen vergast, erschossen und erhängt. Männer, Frauen, Kinder, junge
und alte ohne Ausnahme.

Bonhoeffer war nicht bereit, aus einer primitiven, vulgärlutherischen Zwei-Reiche-Lehre dem Staat
alles zuzugestehen, so lange der sich nur nicht in kirchliche Belange einmischte. Nicht wenige,
international anerkannte lutherische Theologen, sahen keinen Hinderungsgrund, die
Judengesetzgebung des NS-Staats zu legitimieren. In seinem Bereich durfte der Staat ihrer Meinung
nach Gesetze nach seinen Wünschen einsetzen. Bonhoeffer dagegen verlangte, daß jeder Staat am
Kriterium der Rechtsstaatlichkeit gemessen würde. Eine völlige Selbstständigkeit hatte der politische
Raum nicht. Der NS-Staat überschritt in der Rassegesetzgebung das ihm von Gott erteilte Mandat.
Niemand anders als die Kirche, die um Gottes Gebote weiß, ist hier aufgefordert, die staatlichen
Beamten zur Ordnung zu rufen. Die Kirche darf hierbei den Konflikt nicht scheuen. Die Kirche muß
für die ausgegrenzten Juden einstehen und zwar um des Staates willen. Nur so kann er seine
Rechtsstaatlichkeit erhalten, nur so kann der Staat im Sinne Gottes handeln. Bei seinem Vortrag „Die
Kirche vor der Judenfrage“ verließen einige Hörer verärgert den Saal. Bonhoeffer hatte auf die Pflicht
der Kirche hingewiesen, den Staat immer wieder danach zu fragen, ob sein Handeln von ihm als
legitimes staatliches Handeln verantwortet werden könne, d.h. als Handeln, in dem Recht und
Ordnung, nicht Rechtlosigkeit und Unordnung geschaffen werden.

In seiner „Ethik“ verwies Bonhoeffer noch einmal darauf, daß Jesus selbst Jude war. In der NSIdeologie
war darauf bedacht zu beweisen, daß Jesus Arier, germanischer Abstammung gewesen sein
mußte. Das Abendland war nach Bonhoeffer unlöslich mit dem Volk Israel verbunden – durch Jesus
Christus. „Eine Verstoßung der Juden aus dem Abendland“ mahnte Bonhoeffer, „muß die Verstoßung
Christi nach sich ziehen; denn Jesus Christus war Jude.“ Die Kirche und das Abendland ist nach
Bonhoeffer auf unkündbare Weise mit dem Gottesvolk Israel verbunden. Wie kann die Kirche also
stumm bleiben, wenn Juden diskriminiert und entrechtet werden? In einem Bonmot brachte
Bonhoeffer die Einstellung auf den Punkt: „Nur wer für die Juden schreit, darf auch gregorianisch
singen.“

Bonhoeffer empfand sein Handeln für die Juden als zu gering. „Ich bin schuldig des feigen
Verstummens, wo ich hätte reden sollen“, schrieb er 1941. „Ich bin schuldig der Unwahrhaftigkeit und
der Heuchelei angesichts der Gewalt, ich bin schuldig der Unbarmherzigkeit und der Verleugnung
meiner ärmsten Brüder.“ Damit waren die Juden gemeint und zwar die getauften wie die ungetauften.
Sich der Vernichtung der jüdischen Bürger nicht entschiedener widersetzt zu haben, empfand der
Theologe Bonhoeffer als seine Schuld – und als die Schuld der Christenheit insgesamt. Der Historiker
Hans Mommsen hebt die Bedeutung Bonhoeffers in der Judenfrage hervor. Denn auch im Widerstand
wurde die Judenverfolgung weitgehend ignoriert. Nicht so bei Bonhoeffer, er bildet hier eine klare
Ausnahme.

Ein anderes Problem war die Lage der Judenchristen. Die Nationalsozialisten verlangten von den
Kirchen, die Rassegesetze auch in ihren Reihen umzusetzen. Getaufte Juden sollten also in der Kirche
schlechter behandelt werden als Deutsche. Ämter sollten ihnen vorenthalten werden, Deutsche und
getaufte Juden im Kirchenraum getrennt sitzen, am besten gar keine gemeinsamen Gottesdienste
feiern. Einige Theologen forderten gar eine eigene, separate jüdisch-christliche Kirche für getaufte
Juden. Sogenannte„braune Synoden“ verabschiedeten im Jahr 1933 einen kircheninternen
Arierparagraphen. Er lautete: „Wer nicht arischer Abstammung oder mit einer Person nichtarischer
Abstammung verheiratet ist, darf nicht als Geistlicher und Beamter der allgemeinen kirchlichen
Verwaltung berufen werden. Geistliche und Beamte arischer Abstammung, die mit einer Person
nichtarischer Abstammung die Ehe eingehen, sind zu entlassen.“ Synodale die sich dagegen wendeten,
weltliche Gesetze in die Kirchenbestimmungen aufzunehmen, wurden niedergeschrieen. Die Zusage
Gottes, mit der Taufe der christlichen Gemeinschaft anzugehören, wurde nun von einer Zugehörigkeit
zu einer bestimmten Rasse abhängig gemacht.

Das ging ans Innerste des Kirchenverständnisses. Bonhoeffer machte deutlich: Kirche ist nur da
wirklich Kirche, wo Jude und Deutscher zusammen unter dem Wort Gottes stehen. Kirche kennt in
ihren Reihen keine rassischen Abstufungen. „Der Ausschluß der Judenchristen aus der kirchlichen
Gemeinschaft zerstört die Substanz der Kirche Christi“, schrieb Bonhoeffer in einem Gutachten. „Die
Rasse, das Blut ist eine unter den Ordnungen, in die die Kirche eintritt, aber sie darf nie Kriterium für
die Zugehörigkeit zur Kirche sein, dies ist allein das Wort Gottes und der Glaube.“ Er warnte
eindringlich davor, hier Kompromisse einzugehen um angeblich „höhere Interessen“ der Kirche zu
wahren. „Es kann sein, daß die Kirche um der tausend gläubigen Judenchristen willen, die sie nicht
opfern darf, Millionen nicht gewinnt. Aber was wäre auch ein Gewinn von Millionen, wenn er auf
Kosten der Wahrheit und Liebe gegen einen einzigen erkauft werden müßte?“

In dieser Frage durfte es kein Wanken, um nicht die ganze Glaubwürdigkeit und Ernsthaftigkeit
des neutestamentlichten Anspruchs zu verlieren. Die evangelischen Christen forderte Bonhoeffer auf,
„eher sich selbst der Verfolgung auszusetzen, als die durch Wort und Sakrament gestiftete
kirchliche Bruderschaft mit dem Judenchristen freiwillig oder gezwungen auch nur in einer
einzigen Beziehung preiszugeben.“ (M.H.)


„Wenn die Apostel, die auch Juden waren, also hätten mit uns
Heiden gehandelt wie wir Heiden mit den Juden, es wäre nie
einer von den Heiden Christ geworden. Haben sie denn mit uns
Heiden so brüderlich gehandelt, so sollen wir wiederum
brüderlich mit den Juden handeln.“
Martin Luther,
Daß Jesus ein geborener Jude sei

(Quelle: http://www.h-m-k.org)
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Gottes Segen

Galater 5,1 Für die Freiheit hat uns Christus befreit; so stehet nun fest und lasset euch nicht wieder in ein Joch der Knechtschaft spannen!
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