Das Vater unser als Zwiegespräch mit Gott. Die Seele spricht: „O unser Vater, der du bist im Himmel, wir deine Kinder sind auf Erden, von dir getrennt, in der Fremde: Wie groß ist der Abstand zwischen dir und uns! Wie sollen wir jemals zu dir kommen in unser Vaterland? "
Gott antwortet:
„Ein Kind lehrt seinen Vater und ein Knecht seinen Herrn. Bin ich denn euer Vater, wo lehrt man mich? Bin ich euer Herr, wo erweist man mir Furcht und Ehrerbietung (Mal 1,6)?
Mein heiliger Name wird ja bei und durch euch gelästert und verunehrt (Jesaja 52,5)“!
Die erste Bitte
Die Seele: „O Vater, das ist leider wahr. Wir erkennen unsere Schuld. Sei du ein gnädiger Vater und rechne nicht mit uns ab, sondern gib deine Gnade, damit wir so leben, dass dein heiliger Name in uns geheiligt werde. Lass uns nie etwas denken, reden, tun, haben oder Vornehmen, wenn dein Lob und deine Ehre nicht darin ist, damit so in uns vor allen Dingen dein Ruhm und Name, nicht unser eigener eitler Ruhm und Name gesucht werde. Gib uns, dass wir dich wie die Kinder als einen Vater lieben, fürchten und ehren.
Gott:
„wie kann meine Ehre und Name bei euch geheiligt werden (Jesaja 52,5),
wenn all euer Herz und Denken zum Bösen geneigt ist und in Sünden gefangen liegt (1. Mose 8,21),
dadurch niemand mein Lob den Fremden landen singen kann (Psalm 137,4)“?
Die zweite Bitte
Die Seele: „O Vater, das ist wahr, wir empfinden, dass unsere Glieder zu Sünden geneigt sind; Welt, Fleisch und Teufel wollen in uns regieren und so deine Ehre und Namen austreiben. Darum bitten wir: hilf uns aus der Fremde, lass dein Reich kommen, damit die Sünde vertrieben und wir rechtschaffen, dir wohlgefällig gemacht werden, dass du allein in uns regierst und wir dein Reich werden mögen, in dem alle unsere Kräfte innerlich und äußerlich dir gehorchen“.
Gott: „wem ich helfen soll, den verderbe ich, und wen ich lebendig, selig, reich und rechtschaffen machen will, den töte ich; ich verwerfe ihn, mache ihn arm und zunichte (5.Mose 32,39). Aber Rat und Tat solcher Art wollt ihr von mir nicht ertragen (Psalm 78, 10 folgende). Wie soll ich euch dann helfen und was soll ich mehr tun (Jesaja 5,4)“?
Die dritte Bitte
Die Seele: „Das ist uns Leid, dass wir deine heilende schaffende Hand nicht verstehen und nicht ertragen.
O Vater, gib Gnade und Hilfe, dass wir deinen göttlichen Willen in uns geschehen lassen. Ja, auch wenn es uns wehe tut, so fahre du fort, strafe, stich, haue und brenne, mach alles, was du willst; nur das dein Wille und ja nicht der unsere geschehe. Wehre uns, lieber Vater, und lass uns nichts nach unserem eigenen Gutdünken, Willen und Meinung vornehmen und vollbringen. Denn unser Wille und dein Wille sind gegeneinander; deiner allein ist gut, obwohl er nicht so scheint; unser ist böse, obwohl er gut aussieht“.
Gott: „Es ist wohl schon mehr geschehen, dass man mich mit dem Munde geliebt hat; aber das Herz ist dabei weit weg von mir gewesen (Jesaja 29,13). Und wenn ich Ihnen zugesetzt habe, um sie zu bessern, sind sie zurückgewichen und mitten, während ich am Werk war, mir entglitten, wie du im Psalm 78,9 liest: „Sie haben zwar einen guten Anfang gemacht und mich dazu bewogen, an ihnen zu handeln; aber sie haben sich von mir abgekehrt und sind wieder gefallen: sie sündigen und ehren mich nicht mehr“.
Die vierte Bitte
Die Seele: „Ach Vater, es ist wahr; niemand kann mit seinen eigenen Kräften stark sein (1. Samuel 2,9), und wer kann vor deiner Hand bestehen, wenn du nicht selbst uns stärkst und tröstet? Darum, lieber Vater, setze und zu, vollbringe deinen Willen, damit wir dein Reich werden, dir zum Lob und zur Ehre. Aber, lieber Vater, stärker uns, wenn du so an uns handelst, mit deinem heiligen Wort: Gib uns unser täglich Brot. präge unserem Herzen das Bild deines lieben Sohnes Jesus Christus ein, der das wahre Himmelsbrot ist, damit wir, durch ihn gestärkt, es fröhlich ertragen und leiden können, wenn unser Wille zerbrochen und getötet und dein Wille vollbracht wird. Ja, gib auch der ganzen Christenheit Gnade: sende uns kundige Priester und Prediger, die uns nicht Treber und Spreu unnütze Fabeln, sondern dein heiliges Evangelium und Jesus Christus lehren“.
Gott: „Es ist nicht gut, dass man den Hunden das Heiligtum (Matthäus 7,6) und das Brot der Kinder (Matthäus 15,26) vorwirft. Ihr sündigt täglich und wenn ich bei euch noch so viel bei Tag und Nacht predigen lassen, so folgt und hört ihr doch nicht (Jesaja 42,20), und mein Wort wird verachtet (Jeremia 5,11)“.
Die fünfte Bitte
Die Seele: „Ach Vater, lass dich dessen erbarmen und versage uns darum nicht das liebe Brot. Vielmehr ist es uns leid, dass wir deinen heiligen Worten nicht genügend tun, und wir bitten, du möchtest Geduld mit uns armen Kindern haben und uns diese unsere Schuld erlassen und ja nicht mit uns ins Gericht gehen; denn vor dir ist niemand gerechtfertigt (Psalm 143,2). Sieh deine Verheißungen an: wenn wir unseren Schuldigern von Herzen vergeben, dann hast du uns Vergebung versprochen (Matthäus 6,14). Nicht das wir durch solches vergeben deiner Vergebung würdig würden; sondern dass du wahrhaftig bist und gnädig allen Vergebung versprochen hast, die ihren Nächsten vergeben. Auf dein Versprechen verlassen wir uns"
Gott: „Sehr oft vergebe ich und erlöse ich euch, und ihr bleibt und besteht doch nicht (Psalm 78). Einen geringen Glauben habt ihr (Matthäus 8,26). Nicht ein wenig könnt ihr mit mir wachen und aushalten; ihr fallt schnell wieder in die Anfechtung (Matthäus 26,40 folgende)“.
Die sechste Bitte
Die Seele: „Schwach und krank sind wir, o Vater, und die Anfechtung ist groß und vielfältig im Fleisch und in der Welt. Oh lieber Vater, halte uns und lass uns nicht in Anfechtung fallen und wieder sündigen, sondern gib uns Gnade, dass wir beständig bleiben und ritterlich fechten bis an unser Ende; denn ohne deine Gnade und Hilfe vermögen wir nichts“.
Gott: „Ich bin gerecht und mein Gericht ist richtig (Psalm 11,7). Darum darf die Sünde nicht ungestraft bleiben. Also müßt ihr das Übel tragen. Dass ihr davon Anfechtung habt, ist die Schuld eurer Sünde, die mich dazu zwingt, sie zu strafen und ihr zu wehren“.
Die siebte Bitte
Die Seele: „Weil denn das Übel uns Anfechtung bereitet und uns mit Sünden anficht, so erlöse uns daraus, lieber Vater, damit wir, von allen Sünden und Übel nach deinem göttlichen Willen erlöst, dir ein Reich sein können, dich in Ewigkeit zu loben, zu Preisen und zu heiligen. Amen. Und weil du uns so zu beten gelehrt und geboten hast und Erhörung verheißen, hoffen wir und sind gewiß, oh allerliebster Vater, du wirst deiner Wahrhaftigkeit zu Ehren uns dies alles gnädig und barmherzig geben“.
11. Schlusswort
Zuletzt möchte nun jemand sagen: „Was nun, wenn ich nicht glauben kann, dass ich erhört bin? " Antwort: so mache es wie der Vater des besessenen Menschen (Markus 9,24). Als Christus zu ihm sagte: „Kannst du glauben? Alle Dinge sind möglich dem, der da glaubt“, da schrie dieser Vater mit weinenden Augen: „Oh Herr, ich glaube, hilf meinem Glauben, wenn er zu schwach ist“.
Gott allein gebührt die Ehre und der Ruhm.
von M. Luther
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~nora~
"Ich singe dir mit Herz und Mund,
Herr, meines Herzens Lust;
ich sing und mach auf Erden kund,
was mir von dir bewußt (..)" v. Paul Gerhardt
Galater 5,1:
"Für die Freiheit hat uns Christus befreit; so stehet nun fest und lasset euch nicht wieder in ein Joch der Knechtschaft spannen!"http://nightstop.net.ms