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JESUS is LOVE - Forum

Denn so sehr hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen einzigen Sohn gab, damit jeder, der an ihn glaubt, nicht verloren gehe, sondern ewiges Leben habe.  Johannes 3,16

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 Neues Testament (NT)
nora Offline




Beiträge: 571

16.04.2007 02:08
Hebräerbrief Antworten
Der schwierige Hebräerbrief

Die Anhänger der Lehre, daß der Wiedergeborene wieder verloren gehen kann, berufen sich meist auf eine Anzahl von Aussprüchen im Hebräerbrief, oft jedoch ohne den Charakter dieses Briefes näher zu kennen oder zu bedenken.

Ziel des Briefes:

Die ersten Menschen, die nach der Ausgießung des Heiligen Geistes an Pfingsten zum Glauben an Jesus Christus kamen, waren Juden. Die Versammlungen (Gemeinden) in Judäa bestanden fast ausschließlich aus Juden. Diese zum Christentum übergetretenen Juden waren überzeugt, sich noch immer den Vorschriften des mosaischen Gesetzes unterwerfen zu müssen. Petrus wollte zum Beispiel unter keinen Umständen ein unreines Tier essen oder in das Haus eines Heiden eintreten (Apg. 10).

Diese Juden betrachteten den Tempel noch als einen heiligen Ort, hielten ihre Gelübde, ließen sich von Prie¬stern reinigen, und - nicht zu vergessen - sie rührten auch noch die Beschneidung durch. Als der Apostel Paulus mit Barnabas das Evangelium nach Asien brachte, entstanden dort Versammlungen, in denen bekehrte Heiden in der Überzahl waren. Bei der Verkündigung des Evangeliums wurde ihnen nichts von den Vorschriften des Gesetzes ge¬sagt, nichts von einem heiligen Ort oder von der Beschnei¬dung. Was hatten sie als bekehrte Heiden damit zu tun?

Das Evangelium Jesu Christi legte ihnen in diesen Punkten keine Verpflichtungen auf. So gab es zwei Arten von Versammlungen mit unterschiedlicher Lebensweise, doch mit dem gleichen Glaubensinhalt: Rechtfertigung allein durch den Glauben an Jesus Christus. Das muß wohl Anlaß zum Streit gegeben haben, denn die bekehr¬ten Juden wollten in ihrem Eifer für das Gesetz auch den bekehrten Heiden diese Verpflichtungen gegenüber dem Gesetz auferlegen. Manche gingen sogar soweit, daß sie sagten, ohne Halten des Gesetzes gebe es keine Rechtfer¬tigung. Das aber bedeutete in Wirklichkeit Untergrabung und Verleugnung des Evangeliums. Wegen dieser Strei¬tigkeiten wurde in Jerusalem eine große Konferenz einbe¬rufen. Dabei wurden zwei Dinge deutlich herausgestellt:

1. daß die Rechtfertigung allein durch den Glauben an Jesus Christus erfolge;

2. daß die Juden das Joch, sich an die Gebräuche des Gesetzes halten zu müssen, nicht auf die Jünger aus den Heiden legen sollten (siehe Apostelgeschichte 15).

Es ist deutlich zu sehen, daß die Lebensweise der Hei¬den mehr den christlichen Standpunkt ausdrückte als die der bekehrten Juden. Die jüdische Lebensweise völlig auf¬zugeben, wäre für die Juden eine zu harte Forderung ge¬wesen. Hätte man sie dazu verpflichtet, wäre die Verkün¬digung des Evangeliums unter den Juden stark behindert worden. Gott hat in seiner Langmut immer mit dem jüdi¬schen Volk Geduld gehabt. So ließ er auch hier eine Über¬gangsphase zu, in der die bekehrten Juden langsam, aber sicher von ihren Bindungen an das Judentum gelöst wer¬den sollten. Die Absicht des Hebräerbriefes war es, zu zei¬gen, daß diese Übergangszeit zu Ende ging. Um es mit den Worten des Verfassers zu sagen: „Was aber alt wird und veraltet, ist dem Verschwinden nahe" (Hebräer 8,13).


Der unmittelbare Anlaß zu diesem Brief

Die bekehrten Juden wurden durch ihre Volksgenossen verfolgt. Ihre Habe wurde ihnen geraubt. Ihr Leben war bedroht. Da hätte eine Rückkehr zum Judentum das Ende der Verfolgung bedeutet. Wie verführerisch war das für al¬le, die im Blick auf ihre Lebensweise noch so sehr mit der jüdischen Tradition verbunden waren! Der Verfasser macht jedoch deutlich, daß das einer Verleugnung Jesu Christi gleichkäme, die eine Rückkehr unmöglich mache. Er schildert ihnen den himmelweiten Unterschied zwi¬schen der Zeitperiode des Gesetzes mit seinem Dienst in

der Stiftshütte und dem Erlösungswerk Jesu Christi, der Grundlage des christlichen Glaubens. Er läßt an ihrem geistlichen Auge die Wolke von Zeugen aus der Vergan¬genheit vorüberziehen, die nicht auf das Sichtbare schau¬ten, um sich daran festzuklammern, sondern vielmehr sich am Glauben festklammerten. Diese Vorbilder stellt er den Hebräern vor und ruft sie auf, die erschlafften Hän¬de und gelähmten Knie aufzurichten. Doch er stellt ihnen warnend vor Augen, was ein Aufgeben des christlichen Glaubens und die Rückkehr zum Judentum in letzter Konsequenz bedeuten würde.

Damit wir nicht etwa abgleiten

Aufgrund des Hebräerbriefes führt man nun folgende Ar¬gumente an: Nach Hebräer 2, 1 könne man abgleiten, denn dort steht: „Deswegen sollen wir um so mehr auf das achten, was wir gehört haben, damit wir nicht etwa abglei¬ten" (siehe auch Hebräer 12, 25).

Tatsächlich haben wir hier dieselbe Warnung wie in den Timotheus-Briefen. Nur der Zusammenhang ist ein anderer. Hebräer l beschreibt uns die Größe der Person Jesu Christi, die über die der Propheten und der Engel, durch die das Gesetz Moses eingeführt wurde, weit erha¬ben ist.

Dieser Jesus hat das Heil verkündigt, die Apostel, die es aus seinem Mund vernahmen, haben es bestätigt, und Gott wirkte mit durch Zeichen und Wunder (Hebräer 2, 1-4).

Wenn nun schon ein Verwerfen des Gesetzes und seine Übertretung eine gerechte Vergeltung mit sich brachte, wie schrecklich würde es dann sein, dieses durch Jesus Christus verkündete Heil zu verwerfen, nachdem man es gehört hatte.

Ein Abgleiten ist tatsächlich möglich. Angenommen, Sie haben die Verkündigung des kostbaren Wortes Gottes

gehört. Sie haben möglicherweise schon als Kind die Bot¬schaft vom Heil in Christus kennengelernt und eine geist¬liche Erziehung genossen, wie sie vielleicht nur wenigen zuteil wurde, oder Sie sind während einer Evangelisation von der Botschaft von Jesus Christus beeindruckt worden. Doch nach einiger Zeit geben Sie alles auf. Sie werfen al¬les „über Bord". Dann „bleiben Sie nicht in dem, was Sie gelernt haben", und Sie weichen von der Ihnen verkünde¬ten Lehre ab. Sie weisen den ab, der aus dem Himmel spricht, und es ist dann auch unmöglich, dem Zorn Gottes zu entfliehen. Welch schreckliche Konsequenz!

Diese Stelle spricht nicht von der Möglichkeit, daß ein Kind Gottes in Sünde fällt. Wer von uns könnte sagen, daß er nach seiner Bekehrung nicht mehr gesündigt hätte und in diesem Sinn abgewichen sei? Für Petrus, der sei¬nen Herrn verleugnete, gab es einen Weg zurück, und glücklicherweise gibt es den für uns auch. Es geht hier - ebenso wie in den Briefen an Timotheus - um ein Aufge¬ben des christlichen Glaubensinhalts.

Abfallen vom lebendigen Gott

Hebräer 3,12 redet aber doch von einem Abfallen vom le¬bendigen Gott und einem Verhärtet werden durch den Be¬trug der Sünde? Und in Vers 14 steht ganz klar eine Bedin¬gung: „Wenn wir anders den Anfang der Zuversicht bis zum Ende standhaft festhalten." Das ist eine der vielen „Wenn" -Stellen. (In anderen Übersetzungen heißt es: „so¬fern" oder „vorausgesetzt daß", doch das läuft auf dasselbe hinaus.)
Hier noch drei weitere Stellen:

„Durch das ihr auch errettet werdet, wenn ihr an dem Worte festhaltet, das ich euch verkündet habe" (1. Ko¬rinther 15, 2).

„Wenn ihr anders im Glauben gegründet und fest bleibt und euch nicht abbringen laßt von der Hoffnung des Evangeliums" (Kolosser 1, 23).

„Sein Haus sind wir, wenn wir anders die Freimütigkeit und den Ruhm der Hoffnung bis zum Ende standhaft festhalten" (Hebräer 3, 6).

Was meint der Geist Gottes mit diesem „wenn"? In allen drei Fällen wird das Wort an Personengruppen gerichtet. Angenommen, ich spräche in einem Saal vor einem christlichen Publikum. Wenn ich bitten würde: „Jeder, der bekennt, Christ zu sein, möge aufstehen", dann wür¬den sich vielleicht alle wie ein Mann erheben. Wäre das ein Beweis dafür, daß alle wirklich Christen sind? Nein, es würde nur bedeuten, daß alle bekennen, Christen zu sein.

Welches wäre nun der Beweis dafür, daß sie auch wirk¬lich Christen sind? Daß sie im Glauben gegründet und fest bleiben. Sollte das bei einem dieser Bekenner nicht der Fall sein, so wird dadurch deutlich, daß bei ihm kein wirklicher Glaube vorhanden war. Das Wort „Glaube" be¬deutet in Kolosser l, 23 auch wieder „Glaubensinhalt", das gesamte christliche Glaubensgut. Wer wirklich Christ ist, wird diesen Glauben bis zum Ende festhalten. Ein blo¬ßer Namenchrist kann Mormone, Zeuge Jehovas oder ähnliches werden. Man kann auch den christlichen Glau¬ben dadurch verleugnen, daß man sich durch Sünde ver¬härtet und sich vom lebendigen Gott abwendet. Es ist ver¬hältnismäßig einfach zu sagen, man sei errettet; doch es durch Glauben und durch sein Verhalten zu beweisen, ist etwas ganz anderes.

Fallen nach demselben Beispiel

Was ist dann aber mit der Stelle: „Laßt uns nun Fleiß an¬wenden, in jene Ruhe einzugehen, auf daß nicht jemand nach demselben Beispiel des Ungehorsams falle"? So wie nicht alle Israeliten die Ruhe im Lande Kanaan erreicht haben, so werden doch auch nicht alle Christen in die himmlische Ruhe eingehen? (Hebräer 4, 11).

Das ist allerdings ein sehr schwaches Argument, denn

warum gingen die Israeliten nicht in die Ruhe ein? Wir se¬hen, daß sie wegen ihres Unglaubens nicht eingehen konn¬ten (Hebräer 3, 19).

Ihnen war, wie uns, zwar eine gute Botschaft verkündet worden, aber „das gehörte Wort nützte jenen nicht, weil es bei denen, die es hörten, nicht mit dem Glauben vermischt war (Hebräer 4, 2). Ebenso werden auch viele Menschen verloren gehen, die bekannt haben, Christen zu sein, weil sie wohl die Botschaft des Evangeliums gehört haben, aber die Predigt nicht wirklich im Glauben angenommen und dem Herrn Jesus nicht als ihrem Heiland geglaubt ha¬ben.

Nicht mehr zur Buße zu erneuern

Doch nun zu Hebräer 6: Hier wird von Menschen geredet, die einmal erleuchtet waren, die himmlische Gabe ge¬schmeckt haben, des Heiligen Geistes teilhaftig geworden sind, die das gute Wort Gottes und die Wunderwerke des zukünftigen Zeitalters geschmeckt haben und die doch abgefallen sind. Was hier steht, ist doch wohl schwerlich mit der Auffassung, ein Kind Gottes könne nicht verloren gehen, in Übereinstimmung zu bringen?

Wir dürfen nicht verkennen, daß durch diesen Ab¬schnitt viele verwirrt worden sind. Doch zuerst ein Wort an die Befürworter der Lehre, daß der Wiedergeborene verloren gehen kann. Sie machen keinen Unterschied zwi¬schen dem Straucheln oder dem In-Sünde-Fallen eines Gläubigen und dem wirklichen Abfallen vom Glauben bei einem Namenchristen. Nach ihrer Auffassung kann sich jemand zu Gott bekehren, abgleiten, kann sich wieder be¬kehren usw. Sie sprechen dann auch auf ihren Evangelisationen von Menschen, die sich zum ersten-, zweiten-, dritten Mal bekehrt haben. Nach ihrer Theorie müßte Hebräer 6 wohl so lauten:

„Es ist sehr wohl möglich, die, die einmal erleuchtet

waren und die himmlische Gabe geschmeckt haben ..., aber abgefallen sind, wiederum zur Buße zu erneuern." Das Wort Gottes sagt jedoch genau das Gegenteil. Ihre Theorie wird daher durch diesen Abschnitt Lügen ge¬straft.

Würden diese Verse aussagen, daß ein bekehrter Sün¬der wieder verloren gehen könne, dann würden sie zu¬gleich bedeuten, daß ein solcher sich nicht mehr bekehren könne, weil er „den Sohn Gottes gekreuzigt und zur Schau gestellt" habe.

Wir wollen nun diese Verse in ihrem Zusammenhang sehen, im Licht des gesamten Briefes betrachten und da¬bei untersuchen, über wen gesprochen wird.

Wie bereits erwähnt, wendet sich der Apostel an Juden, die sich zum christlichen Glauben bekannten. Sie kann¬ten das Alte Testament und waren davon überzeugt, daß Jesus der Messias war. Selbst wenn sie hierin nicht auf¬richtig waren, so hatten sie doch seine Autorität durch die Wunder gespürt, die sie erlebt oder mitangesehen hatten. Wenn solche Menschen zum Judentum zurückkehrten, um den Verfolgungen zu entgehen, dann mußten sie Jesus Christus abschwören. Dadurch machten sie sich aber wieder eins mit dem jüdischen Volk, das seinen Mes¬sias gekreuzigt hatte. Nun, sagt der Verfasser, für solche gibt es keinen Weg mehr zurück. Sie sind zu weit gegan¬gen. Daß der Apostel jedoch diese Möglichkeit bei echten Kindern Gottes ausschloß, geht aus Vers 9 hervor:

„Wir aber sind im Hinblick auf euch. Geliebte, von besseren und mit der Seligkeit verbundenen Dingen überzeugt, wenn wir auch also reden."

Es ist also möglich, die oben genannten Vorzüge genossen zu haben und doch nicht errettet zu sein. Wohlgemerkt, hier steht nicht: „Es ist unmöglich, daß die, die einmal wie¬dergeboren waren und abgefallen sind, zur Buße erneuert werden". Es werden andere Kennzeichen genannt, und diese beinhalten nicht notwendigerweise die Wiederge¬burt. Hier werden fünf Punkte aufgezählt, die wir nun ein¬zeln untersuchen wollen:

a) „. . . die einmal erleuchtet waren."

Was sagt Psalm 119, 130?

„Die Eröffnung deines Wortes erleuchtet, gibt Einsicht den Einfältigen." Und der Apostel Johannes bezeugt:

„Das war das wahrhaftige Licht, das - in die Welt kommend - jeden Menschen erleuchtet" (Johannes 1, 9). Jeder, der das Evangelium von Jesus Christus gehört hat, ist da¬durch erleuchtet worden. Ein solcher kann sich nicht mehr auf Unwissenheit berufen. Die Predigt des Evange¬liums hat sogar die ganze westliche Welt, die im finsteren Heidentum lag, erleuchtet. Doch bedeutet das, daß jeder, der so erleuchtet worden ist, sich auch wirklich bekehrt hat? Leider nicht.

b) „. . . die die himmlische Gabe geschmeckt haben." Es besteht ein Unterschied zwischen Kosten und Essen. Das eine ist nur eine äußere Geschmackserfahrung, das andere bedeutet dagegen ein wirkliches Sich-Ernähren.

Diese Menschen hatten etwas von dem Heil gespürt, das Gott schenkt. Sie hatten etwas von der Größe der Person Jesu Christi gesehen. Aber sie hatten sich nie von dem Fleisch und Blut des Sohnes Gottes „genährt" (Johannes 6, 54).

Jeremia hat das Wort Gottes als Nahrung in sich aufge¬nommen (Jeremia 15,16). Hesekiel und Johannes mußten eine Buchrolle nehmen und sie essen. Das ist etwas ande¬res, als nur zu kosten oder zu prüfen. Jesus Christus sagt:

„Ich bin das lebendige Brot, das aus dem Himmel herniedergekommen ist; wenn jemand von diesem Brote ißt, wird er leben in Ewigkeit" (Johannes 6, 51). Darin liegt kei¬ne Spur von Umkommen, Abfallen oder Verlorengehen.

c) „. . . die des Heiligen Geistes teilhaftig geworden sind."

Das Wort bedeutet nicht etwa, daß der Heilige Geist in ihnen Wohnung gemacht hätte, nachdem sie zum Glauben gekommen wären. In anderen Übersetzungen heißt es, daß sie „Teilhaber des Heiligen Geistes" geworden sind. Das mit „Teilhaber" übersetzte Wort ist dasselbe wie in Lukas 5, 7: „Sie winkten ihren Genossen", siehe auch Epheser 5, 6 + 7.

In diesem Sinn haben diese Menschen teilgehabt am Heiligen Geist. Sie sind insofern Teilhaber des Heiligen Geistes geworden, als sie mit dem Heiligen Geist zusam¬mengearbeitet haben. Der Verfasser des Hebräerbriefes verwendet gerade nicht Ausdrücke wie: „versiegelt mit dem Heiligen Geist", „gesalbt mit dem Heiligen Geist" oder „getauft mit dem Heiligen Geist". Bileam war in die¬sem Sinn ein Teilhaber und Genösse des Geistes Gottes, als er seine Prophezeiungen über Israel aussprach. König Saul hat durch den Geist mitten unter den Propheten ge¬weissagt, Judas hat mit den Zwölfen durch den Geist Got¬tes Dämonen ausgetrieben. Und alle drei taten das, ohne wiedergeboren zu sein.

d) „. . . die das gute Wort Gottes geschmeckt haben." Hier gilt dasselbe wie bei Punkt b). Man kann durch die Erhabenheit der christlichen Glaubenslehre angezogen werden. Das Gefühl kann angesprochen werden, ohne daß eine Wiedergeburt stattfindet. Das ist die Lektion in dem Gleichnis vom Sämann. Es gibt viererlei Boden. Das Saat¬gut ist immer dasselbe. Da ist der harte Boden, der Weg, auf dem die Botschaft des Evangeliums nicht einmal einen Eindruck hinterlassen kann. Das Herz ist verhärtet. Es gibt auch einen Boden, der nur aus einer dünnen Schicht Erde über hartem Felsen besteht. Das Wort wird mit Freuden aufgenommen, spricht also das Gefühl an. Aber es bewirkt keine echte Buße und Reue. Sobald Ver¬folgung einsetzt oder Schwierigkeiten auftreten, wird das Wort erstickt. Dann gibt es Erdreich, das wohl zur Saat geeignet erscheint, aber Dornen und Disteln verdrängen die gute Saat. Das sind Menschen, die den Eindruck des Evangeliums durch die Sorgen des Lebens ersticken las¬sen. In allen drei Fällen trägt die Saat keine Frucht. Nur der gute, gepflügte Boden trägt reiche Frucht.

e) „... die die Wunderwerke des zukünftigen Zeitalters geschmeckt haben."

Die Verkündigung des Evangeliums war ursprünglich von Zeichen und Wundern begleitet. In dem zukünftigen Zeitalter wird das wieder der Fall sein, darum heißen sie:

Wunderwerke des zukünftigen Zeitalters. Die Knechte Got¬tes werden unter dem Antichristen Feuer vom Himmel fallen lassen und Wasser in Blut verwandeln (Offenbarung 11). Viele Hebräer hatten diese Macht Gottes kennengelernt. Sie hatten die Wunder gesehen und waren davon tief beeindruckt. Das bedeutete jedoch noch lange nicht, daß ihre Herzen verändert worden waren. Ja, es wird vor dem Thron des Gerichts sogar solche geben, die selbst Wunder getan und im Namen Jesu Dämonen ausgetrie¬ben haben, denen der Herr aber sagen muß: „Ich habe euch nie gekannt."

Jemand kann all diese fünf Vorzüge genossen haben und doch kein Kind Gottes sein. Daß diese Auslegung richtig ist, beweist Vers 7:

„Denn das Land, das den häufig darauf kommenden Regen trinkt und nützliches Kraut hervorbringt für diejenigen, um deretwillen es auch bebaut wird, emp¬fängt Segen von Gott."

Dies ist die Parallele zum vierten Boden aus dem Gleich¬nis vom Sämann. Dann folgt als Gegensatz:

„Wenn es aber Dornen und Disteln hervorbringt, so ist es unbewährt und dem Fluche nahe, und sein Ende ist die Verbrennung."

Die Menschen, von denen hier gesprochen wird, werden mit diesem letzten Boden verglichen. Aber sie haben nie Frucht für Gott gebracht. Dann folgt der bereits angeführte Ausspruch: „Wir aber sind im Hinblick auf euch. Gelieb¬te, von besseren und mit der Seligkeit verbundenen Dingen überzeugt; wenn wir auch also reden." Mit anderen Worten: Euch vergleiche ich nicht mit diesen Abtrün¬nigen, die nur äußerlich das Heil kennengelernt haben, bei euch ist das Herz vom Evangelium ergriffen worden. Diese Verse stimmen mit dem folgenden Wort des Herrn Jesus überein:

Kor 4.11.03

Joh 15,1 Ich bin der wahre Weinstock, und mein Vater ist der Weingärtner.

Joh 15,2 Jede Rebe an mir, die nicht Frucht bringt, die nimmt er weg; und jede, die Frucht bringt, die reinigt er, auf daß sie mehr Frucht bringe.

Joh 15,3 Ihr seid schon rein um des Wortes willen, das ich zu euch geredet habe.

Joh 15,4 Bleibet in mir, und ich in euch. Gleichwie die Rebe nicht von sich selbst Frucht bringen kann, sie bleibe denn am Weinstock, also auch ihr nicht, ihr bleibet denn in mir.

Joh 15,5 Ich bin der Weinstock, ihr seid die Reben. Wer in mir bleibt und ich in ihm, dieser bringt viel Frucht, denn außer mir {Eig. außerhalb, getrennt von mir} könnt ihr nichts tun.

Joh 15,6 Wenn jemand nicht in mir bleibt, so wird er hinausgeworfen wie die Rebe und verdorrt; {Eig. in mir geblieben ist, so ist er hinausgeworfen worden... und ist verdorrt} und man sammelt sie und wirft sie ins Feuer, und sie verbrennen.



Israel war der Weinstock, den Gott in Ägypten ausgegra¬ben und in Kanaan neu eingepflanzt hatte (Psalm 80, 8-16). Dort sollte das Volk für Gott Frucht hervorbringen. Aber statt guter Trauben brachte der Weinstock nur Herlinge hervor (Jesaja 5, 1-7). Was geschah dann? Gott rich¬tete diesen Weinstock. Dieses Zeugnis wurde verworfen. Jesus Christus nennt sich selbst nun den wahren Wein¬stock. Er nimmt die Stelle Israels ein. Zwar war Israel der Sohn, den Gott aus Ägypten gerufen hatte (Hosea 11, 1), doch das Volk hatte sich als ein ungehorsamer Sohn er¬wiesen. Daher nahm Jesus Christus seine Stelle ein. Hosea 11, 1 wurde in ihm erfüllt, als er mit seinen Eltern aus Ägypten zog (Matthäus 2, 15). Israel wird zwar in Jesaja 43, 10 der Knecht Jahwes genannt, doch war es ein un¬treuer Knecht. Jesus Christus nahm diese Stelle ein - er ist der treue Knecht Jahwes (Jesaja 42, 1; 52, 13; 53, 11). In all diesen Fällen geht es um die Tatsache, daß Gott

auf der Erde ein Zeugnis haben will, daß Israel wegen sei¬ner Untreue beiseite gesetzt wurde und daß Christus die¬sen Platz vollkommen eingenommen hat.

Doch zu diesem Zeugnis, das für Gott Frucht hervor¬bringen soll, gehören auch die Jünger Jesu Christi. Das wird durch das Bild vom Weinstock verdeutlicht. Die Jün¬ger sind die Reben am Weinstock.

Es gibt jedoch zwei Arten von Reben, wie auch in Hebräer 6, 7 von zweierlei Boden die Rede ist: Reben, die Frucht bringen. Diese werden gereinigt, damit sie mehr Frucht, ja sogar viel Frucht tragen.

Dann gibt es Reben, die keine Frucht bringen. Diese werden abgeschnitten, verdorren und werden verbrannt.

Der Herr spricht hier nicht vom Besitz des ewigen Lebens wie bei dem Bild der Schafe, sondern er spricht vom Fruchttragen. Was ist die Aufgabe der Reben eines Weinstocks, wenn nicht die, Frucht hervorzubringen!

Jeder, der Jesus Christus seinen Herrn nennt, ist eine Rebe und damit ein Teil des christlichen Zeugnisses auf der Erde. Doch ein solcher hat die Verpflichtung, Frucht zu tragen. Und um diese Verpflichtung geht es bei dem Bild des Weinstocks. Wenn jemand nicht in dem Wort des Herrn bleibt, bringt er keine Frucht. Dann entspricht er dem Juden in Hebräer 6, der das christliche Zeugnis auf¬gibt. Er ist ein Boden, der Dornen und Disteln hervor¬bringt und das Urteil herausfordert.

Was veranlaßt den Verfasser zu dieser Aussage?

Wenn der Verfasser doch überzeugt war, daß seine Leser errettet waren und nicht abfallen würden, warum stellte er ihnen dann diese Dinge vor Augen (Hebräer 6)?

Der Hauptgrund seiner Ausführungen ist die Möglich¬keit, daß sich unter die bekehrten Juden auch solche ge¬mischt haben konnten, die nicht wirklich bekehrt waren

und die bei anhaltender Verfolgung zum Judentum zu¬rückkehren würden. Dieser Abschnitt sollte ihnen die Ge¬fahr eines solchen Schrittes zeigen. Er sollte ihnen aber vor allem die Augen für den unbekehrten Zustand ihres Herzens öffnen. Wenn sie zum Judentum zurückkehrten, gäbe es keine Rettung mehr für sie. Aber dann wären sie auch jetzt noch nicht gerettet! Dann gehörten sie nicht zu denen, die nach Überzeugung des Verfassers errettet wa¬ren!

Zum anderen sind diese Ausführungen auch eine ernste Mahnung für die wirklich bekehrten Juden. Wenn ein sol¬cher Abfall so ernst war, dann mußte bereits der Gedanke an eine etwas nachgiebigere christliche Haltung gegen¬über dem Judentum eine schreckliche Sünde und Verunehrung des Meisters sein. Dieser Gedanke sollte radikal abgewiesen werden. Sie sollten vielmehr alle Kräfte ein¬setzen, um auf dem Weg des christlichen Glaubens Fort¬schritte zu machen. Die bekehrten Juden waren nach Ka¬pitel 5 zum Lernen zu träge geworden. Über die geistliche Bedeutung einer Gestalt wie Melchisedek konnte der Ver¬fasser nicht mit ihnen reden. Feste Speise konnten sie nicht vertragen. Sie waren wieder wie Kinder geworden, die die Milch des Evangeliums nötig hatten. Sie waren unerfahren im Wort der Gerechtigkeit. Das Wort von Christus, wie es ihnen im Alten Testament begegnete, kannten sie. Diesen Grund hatten sie wohl unter ihren Füßen. Der Begriff „Bekehrung" war ihnen ebensowenig fremd wie der Glaube an Gott. Auch begriffen sie den Sinn der Waschungen im levitischen Gottesdienst und die Bedeutung des Auflegens der Hände auf den Kopf des Op¬fertieres, und sie wußten auch von der Auferstehung der Toten und dem ewigen Gericht. Aber das alles kennzeich¬net noch nicht den Stand des erwachsenen Christen. Ein bekehrter Israeli! konnte schon vor der Kreuzigung Jesu von diesen Dingen wissen. Sie sollten jedoch diese Grundlage stehen lassen und zum Vollkommenen heran¬wachsen. Anstatt zurückzugehen - was zu einem Zurück¬gehen führen konnte - sollten sie nach vom blicken, wach¬sen und Frucht für Gott bringen.

Ist denn das so schlimm?

Vielleicht ist jemand von der Endgültigkeit des Aus¬drucks: „. . . unmöglich wiederum zur Buße zu erneuern" schockiert und fragt sich, ob das, was ein sich zum Chri¬stentum bekennender Jude tun konnte, denn so schlimm war.

Ich kann das nicht besser als mit einem weiteren Zitat von Ironside beantworten:

„Diese an die Juden gerichtete Botschaft sollte ihnen zeigen, daß Christus wirklich der Messias und die Erfül¬lung aller Abschattungen oder Vorbilder der Zeitperiode des Gesetzes ist. Die zwei verschiedenen Arten Ackerbo¬den in Hebräer 6 stellen zwei Menschen beziehungsweise den Zustand ihres Herzens dar.

Die folgende Schilderung macht es sicher noch deutli¬cher: Beide wuchsen in derselben Umgebung auf. Beide wurden in der Schrift unterrichtet. Sie gingen zusammen zur Synagoge. Beide erwarteten das Kommen des Mes¬sias. Beide hörten Johannes den Täufer und ließen sich von ihm taufen. Beide hörten Jesus predigen und sahen die Wunderwerke, die er tat. Beide standen unter der Menschenmenge, die seiner Kreuzigung zuschaute. Beide gesellten sich zu denen, die sich das offene Grab ansahen. Beide haben von der Himmelfahrt gehört. Beide sahen das mächtige Wirken des Heiligen Geistes an Pfingsten und danach. Beide bewegten sich im Kreis der Jünger und hörten die Apostel. Äußerlich sah man keinen Unter¬schied. Doch nun kam die Verfolgung. Der eine wurde ge¬fangengenommen und vor die Wahl gestellt: .Schwöre Christus ab, sonst stirbst du.' Er sagte: ,Ich kann nicht ab¬schwören, denn er ist mein Heiland.' ,So wirst du getötet

werden.' ,Ich bin bereit zu sterben, aber meinen Heiland kann ich nicht verleugnen.'

Der andere wird ebenfalls gefangengenommen und vor dieselbe Entscheidung gestellt. Er sagt: ,Ich will lieber ab¬schwören als sterben. Ich mache kehrt und werde mich wieder als echter Jude verhalten.' .Dann komm hierher.'

Es wurde eine schreckliche Methode angewandt, um solche wieder in das Judentum aufzunehmen. Ich erinne¬re mich, einmal gelesen zu haben, daß man in diesem Fall den Abtrünnigen an einen unreinen Ort brachte, wo ein Schwein geschlachtet wurde. Dort mußte er - um die Auf¬richtigkeit seiner Umkehr zu beweisen - das Blut bespucken und sagen: ,So sehe ich das Blut Jesu an.' Danach rei¬nigten sie ihn und nahmen ihn wieder in das Judentum auf.

Welcher Unterschied besteht zwischen den beiden? Jeder Boden erhielt denselben Regen und denselben Son¬nenschein, aber in der Frucht unterscheiden sie sich. Der erste brachte Früchte, die der Bekehrung entsprachen, der andere nur Dornen und Disteln." (Ende des Zitats)

Das ist die Bedeutung des Ausdruckes „Christus für sich kreuzigen und ihn öffentlich zur Schau stellen." (Andere übersetzen: „ihn zur Schande machen".) So ernst ist es, wenn man willig und bewußt Christus abschwört. Am Kreuz konnte der Heiland noch bitten: „Vater, vergib ih¬nen, denn sie wissen nicht, was sie tun." Petrus konnte in Jerusalem noch predigen: „Ich weiß, daß ihr es in Unwis¬senheit getan habt, wie auch eure Obersten."

Damals bestand noch das Angebot der Rettung. Doch der erste Märtyrer für den Glauben - Stephanus - bat nur noch: „Rechne ihnen diese Sünde nicht zu." Von Unwis¬senheit war da keine Rede mehr. Paulus bezeugt dann auch, daß der volle Zorn Gottes über Israel gekommen ist (1. Thessalonicher 2, 15 + 16).

Auch heute noch?

Dieser Text bezieht sich also auf Juden, die sich vom christlichen Glauben abwandten und zum Judentum zu¬rückkehrten. Er ist aber nicht grundsätzlich auf diese eine Situation beschränkt. Auch bloße Namenchristen heidni¬schen Ursprungs können auf eine ähnliche Weise vom Glauben abfallen. Aus der Geschichte ist der Fall zweier Brüder bekannt, die ich hier jedoch nicht namentlich er¬wähnen möchte. Beide kamen aus einer Predigerfamilie. Beide waren auch selbst Prediger. Der eine hatte sich durch seine schriftstellerischen Arbeiten einen Namen gemacht. Doch eine Aufstellung seiner Werke läßt sein geistliches Zurückgehen erkennen. Schließlich hat er sein Predigtamt aufgegeben und die ganze Wahrheit des christlichen Glaubens verleugnet. Der andere hat vielen Kindern Gottes mit dem Wort gedient und auch einige Schriften mit grundlegendem Inhalt hinterlassen. Dieses Beispiel aus unserem Land könnte durch viele aus dem Ausland ergänzt werden. Ich möchte eins nennen: Der ge¬lehrte Francis W. Newman hat einmal bekannt, Christ zu sein. Er verkehrte viel mit Gläubigen, mit denen er auch das Abendmahl feierte. Er war sogar für einige Zeit als Missionar im Irak tätig. Später wandte er sich jedoch ab und entpuppte sich als ein Feind des Kreuzes Christi. Er schrieb ein Buch, in dem er starke Angriffe gegen das Christentum führte. Haben diese Menschen nicht im Sinn von Hebräer 6 gehandelt und sich das Urteil selbst zuge¬zogen?

Das Blut, durch das er geheiligt worden ist

Der folgende Einwand stützt sich auf Hebräer 10, 26-29:

„Denn wenn wir mit Willen sündigen, nachdem wir die Erkenntnis der Wahrheit empfangen haben, so bleibt kein Schlachtopfer für Sünden mehr übrig, son¬dern ein gewisses furchtvolles Erwarten des Gerichts

und der Eifer eines Feuers, das die Widersacher ver¬schlingen wird. Jemand, der das Gesetz Moses' ver¬worfen hat, stirbt ohne Barmherzigkeit auf die Aussa¬ge von zwei oder drei Zeugen. Wieviel ärgerer Strafe, meint ihr, wird der wertgeachtet werden, der den Sohn Gottes mit Füßen getreten und das Blut des Bundes, durch das er geheiligt worden ist, für gemein geachtet und den Geist der Gnade geschmäht hat?"

Hier ist doch sicher von einem Gläubigen die Rede, so argumentiert man; denn es wird von jemandem gespro¬chen, der durch das Blut geheiligt worden ist.

Dieser Ausdruck bedeutet jedoch nicht notwendiger¬weise, daß dieser Mensch wirklich wiedergeboren war. Das ganze Volk Israel war durch das Blut des Bundes ge¬heiligt worden. Geheiligt bedeutet: abgesondert für Gott;

wie Israel durch Blut von den Völkern abgesondert wor¬den war, so ist jeder, der Jesus Christus seinen Herrn nennt, von den Ungläubigen abgesondert.

In 1. Korinther 7, 14 sagt Paulus sogar von einem un¬gläubigen Mann, daß er durch die Ehe mit einer Frau, die zur Bekehrung gekommen ist, geheiligt ist. Er bleibt aber ein Ungläubiger, wenn er nicht - dem Vorbild seiner Frau folgend - ebenfalls Jesus Christus als seinen Heiland an¬nimmt. Ohne das Blut Jesu Christi, das auf Golgatha ver¬gossen wurde, wäre die ganze Welt auf ewig verdammt worden. Gerade aufgrund des Blutes des Herrn kann Gott dem Sünder das Heil anbieten.

Es geht in diesem Vers um den Sohn Gottes, nicht so sehr um die Sünde. Für das Problem der Sünde gibt es eine Lösung: das Kreuz. Die große Frage ist jedoch, wie man sich dem Opfer des Sohnes Gottes gegenüber verhält. Jesus Christus starb für alle Menschen. Er ist das Sühn¬opfer, nicht allein für unsere Sünden, sondern für die gan¬ze Welt (1. Johannes 2, 2). Sein Blut reicht aus für jeden, der an ihn glaubt, für jeden Sünder der ganzen Welt (Johannes 3, 18 + 19).

Doch nehmen wir einmal an, ein Jude, der zum Chri¬stentum übergetreten und damit durch das Blut des neuen Bundes geheiligt worden ist, kehrt dem Kreuz den Rücken zu, wendet sich wieder dem Tempeldienst zu und opfert im Tempel wieder für seine Sünde. War das dann noch ein Schlachtopfer für die Sünde? Nein, denn er hat ja das Schlachtopfer für die Sünde abgewiesen. Alle Opfer im Tempel konnten ihm nicht mehr helfen. Im Gegenteil, sie klagten ihn an, daß er den Sohn Gottes mit Füßen getre¬ten (man ließ abtrünnige Christen auf das Kreuz treten) und das Blut des Bundes für gemein geachtet hatte.

Noch ein Wort zu dem Ausdruck „mit Willen sündi¬gen". Das Gesetz unterschied zwischen einem In-Sünde-Fallen und einem mutwilligen Übertreten des Gesetzes Gottes. Für ersteres gab es Vergebung, für letzteres nicht. In dem Zusammenhang des Textes darf man es hier auch nicht auf das Straucheln von Christen anwenden, sondern auf eine ganz bewußte Verwerfung des Kreuzes. Wer so et¬was tut, gibt sich als „Widersacher" (Vers 29) zu erkennen und zieht sich zurück zum Verderben (Vers 39). Er hat nicht ausgeharrt und trägt dann auch nicht die Verhei¬ßung Gottes davon (Vers 36). Er zeigt vielmehr durch sein Abfallen, daß er nicht wiedergeboren war. Doch, so schließt der Verfasser diesen Abschnitt: „Wir aber sind nicht von denen, die sich zurückziehen zum Verderben, sondern von denen, die da glauben zur Errettung der See¬le" (Vers 39).


Die Heiligkeit, ohne die niemand den Herrn sehen wird

Bei dem folgenden Einwand stützt man sich auf Hebräer

12, 14 + 15:

„Jagt dem Frieden nach mit allen und der Heiligkeit, ohne die niemand den Herrn schauen wird; indem ihr darauf achtet, daß nicht jemand an der Gnade Gottes Mangel leide."

Häufig wird diese Stelle so verstanden, daß man einen be¬stimmten Stand der Heiligkeit erreicht haben müsse, um in den Himmel zu kommen. Wenn man sündigt, fällt man von der erreichten Höhe herunter und muß wieder von neuem beginnen. Der Vergleich mit dem vorhergehenden Ausdruck: „Jagt dem Frieden nach mit allen" macht bereits deutlich, daß diese Auslegung falsch ist. Hier wird nämlich nicht von einem bestimmten Grad des Friedens, den wir anstreben müssen, gesprochen. Es geht vielmehr um eine Gesinnung, die bei dem Wiedergeborenen zu fin¬den sein muß. So ist es auch mit dem „Jagen nach Heilig¬keit." Wenn jemand behauptet, ein Christ zu sein, aber nicht dem Frieden und der Heiligkeit in seinem prakti¬schen Leben nachjagt, dann zeigt er dadurch, daß er den Frieden, den Gott schenkt, und die Heiligkeit Gottes nicht kennt. Dieser Mensch ist ein Heuchler, und er wird Gott nicht schauen!

Übrigens ist es wichtig, der Bedeutung des Begriffes „heilig" einmal nachzugehen. Die wörtliche Übersetzung heißt „abgesondert". Dabei liegt aber nicht der Nachdruck auf „abgesondert vom Bösen", sondern auf „abgesondert für Gott". So wird vom Herrn Jesus gesagt, daß er „gehei¬ligt und in die Welt gesandt" war (Johannes 10, 36) und daß er sich für uns „heiligte" (Johannes 17, 19). Er weiht sich also dem Dienst für Gott. Dazu ist er „abgesondert". In demselben Sinn wird von Wiedergeborenen gesagt, daß sie in Christus Jesus geheiligt sind.

Sie werden deshalb auch von Gott „Heilige" genannt. Das ist keine Anmaßung des Wiedergeborenen, sondern ein Geschenk Gottes. Doch von denen, die die Stellung von Heiligen einnehmen, erwartet Gott, daß sie auch in der Praxis ein geheiligtes Leben führen. Wer behauptet, Gott anzugehören, aber nicht nach einem Leben für Gott strebt, der heuchelt. Sein Leben ist eine Verleugnung sei¬nes Bekenntnisses. Wenn ein Gläubiger in Sünde fällt (wie Petrus), dann wird er Reue über das Böse bekunden

und seine Schuld bekennen. Er wird die Ursache für sein Fallen verurteilen (z.B. sein Selbstvertrauen - „ich werde dich nicht verlassen"). Er wird Gott um Kraft bitten und darum, daß er ihn bewahre. Damit stellt er unter Beweis, daß er der Heiligkeit nachjagt. Wer so handelt, wird Gott schauen.

Der Gebieter, der sie erkauft hat

Auch aus den Briefen des Petrus führt man einige Ein¬wände an. So schreibt Petrus über Menschen, „die den Gebieter verleugnen, der sie erkauft hat, und sich selbst schnelles Verderben zuziehen" (2. Petrus 2, 1). Wie ist das zu erklären?

Der Apostel bezeichnet diese Menschen als falsche Lehrer und vergleicht sie mit den falschen Propheten in Israel. Waren die falschen Propheten wirklich Diener Gottes? Nein! Dann sind die Obengenannten ebenso wenig wirkliche Jünger des Herrn. Aber sie sind doch durch ihn als den Gebieter erkauft worden? Das ist wahr; aber was heißt das? Das hier gebrauchte griechische Wort be¬deutet „Herr eines Sklaven".

Ein Sklave ist natürlich gekauft worden, und schließlich hat Jesus Christus den Preis für alle bezahlt. Der Mann in dem Gleichnis von Matthäus 13, 44 kauft nicht allein den Schatz im Acker, sondern den ganzen Acker. Dieser Mann ist Jesus Christus, und der Acker ist die Welt. Wenn jemand sich zum christlichen Glauben bekennt, dann hat er damit anerkannt, daß Jesus Christus sein Gebieter ist. Er ist also auch verpflichtet, ihm zu dienen. Wenn dieser Mensch sich später aber als falscher Lehrer entpuppt, der die Herde hinter sich her wegführen will, dann verleugnet er damit den Gebieter, der ihn erkauft hat.

Zurückkehren zum Wälzen im Kot

Im gleichen Abschnitt schreibt der Apostel Petrus von Menschen, die sich zu einem unsittlichen Lebenswandel zurückwenden und dabei Herrlichkeiten lästern. Für sie wäre es „besser, den Weg der Gerechtigkeit nicht erkannt zu haben, als, nachdem sie ihn erkannt haben, umzukeh¬ren von dem ihnen überlieferten heiligen Gebot." Diese Menschen vergleicht Petrus mit einem Hund, der zu sei¬nem eigenen Gespei zurückkehrt, und einer gewaschenen Sau, die sich im Kot wälzt (2. Petrus 2, 9-22).

Auch hier wird nichts über ein mögliches Abfallen von Kindern Gottes gesagt. Es steht hier nicht: „Das Schaf kehrt zurück zu seinem Gespei", sondern „der Hund". Ein Hund kann seinen eigenen Dreck für eine Zeit aufgeben, aber er kann später wieder dazu zurückkehren. Eine Sau kann schön gewaschen sein und wird doch wieder in den Dreck zurückkehren. Ein netter Hund und eine gewasche¬ne Sau sind dadurch jedoch nicht in ihrer Natur verändert - sie sind keine Schafe geworden. Sie sind nur für eine ge¬wisse Zeit gereinigt. Es gibt eine ganze Reihe solcher christlichen „Hunde und Schweine", die durch die Er¬kenntnis Jesu Christi der Befleckung der Welt eine Zeit¬lang entflohen sind (Vers 20), sich dann aber doch wieder zu ihr zurückwenden. Für diese Menschen wäre es besser, sie hätten den Weg der Gerechtigkeit nicht erkannt; denn nun sind sie schuldiger als ein Trunkenbold oder Sitten¬strolch, der dem Evangelium nie sein Ohr geliehen hat. Diese Menschen haben sich einer zeitlichen äußerlichen Reinigung ihres Lebens unterzogen, aber es kam nie zu ei¬ner schriftgemäßen inneren Reinigung. Der Apostel be¬zeichnet sie daher auch als „Ungerechte" (Vers 9). Sie wa¬ren zu keiner Zeit durch Glauben gerechtfertigte Sünder gewesen.

Hütet euch, daß ihr nicht aus eurer eigenen Festigkeit fallt

Der zweite Brief des Petrus enthält noch ein scheinbares Gegenargument. Man beruft sich auf Kapitel 3,17: „Hütet euch, daß ihr nicht, durch den Irrwahn der Ruchlosen mit fortgerissen, aus eurer eigenen Festigkeit fallt."

Ein Wiedergeborener kann fallen. Darum müssen wir immer wieder gewarnt und ermahnt werden. Wie viele Menschen gibt es, die einmal ein hervorragendes Zeugnis besaßen, aber dann wieder in ein sittenloses Leben zu¬rückgefallen sind. Sie wachten nicht und verharrten nicht im Gebet, sondern fielen. Bedeutet das, daß sie verloren sind? Wenn sie wirklich wiedergeboren waren, dann ist das unmöglich. Dann ist Jesus Christus ihr Fürsprecher bei dem Vater (1. Johannes 2, 1), und der Geist Gottes be¬ginnt mit seinem Werk der Wiederherstellung. David tat einen schrecklichen Fall, aber er sagt von Gott: „Er er¬quickt meine Seele" (er stellt meine Seele wieder her, Psalm 23,3). Mit einem zerbrochenen Herzen bekannte er Gott seine Schuld und bat: „Laß mir wiederkehren die Freude deines Heils" (Psalm 51, 12).

Wenn Gott seine Kinder zurechtbringen will, läßt er sie manchmal bittere Erfahrungen machen. Aber er hat sie zu lieb, um sie verloren gehen zu lassen.

Auslöschen aus dem Buch des Lebens (Offenbarung 3, 5)

Von dem Überwinder wird in Offenbarung 3,5 gesagt, daß Jesus Christus seinen Namen nicht aus dem Buch des Lebens auslöschen wird. Damit wird doch gleichzeitig ausgesagt, daß die Namen anderer wohl ausgelöscht wer¬den können.

Daß Namen aus dem Buch des Lebens ausgelöscht wer¬den, ist sicher; aber nicht aufgrund dieser Schriftstelle -eine solche Umkehrung dürfen wir nicht so ohne weiteres vornehmen -, sondern aufgrund von Psalm 69,28, wo prophetisch durch den Herrn gesagt wird:

„Laß sie ausgelöscht werden aus dem Buche des Le¬bens, und nicht eingeschrieben mit den Gerechten!" Hier handelt es sich um einen messianischen Psalm, der von den Leiden Jesu am Kreuz spricht (Vers 21). Vers 28 bezieht sich deswegen auf die Widersacher Jesu Christi. Von ihnen wird gesagt: „Füge Ungerechtigkeit zu ihrer Ungerechtigkeit, und laß sie nicht kommen zu deiner Ge¬rechtigkeit."

An dieser Stelle wird also deutlich, daß ein Mensch nicht unbedingt dadurch gerechtfertigt ist, daß sein Name ins Buch des Lebens eingeschrieben worden ist. Es bedeu¬tet nicht, daß er damit auch ewiges Leben hat, das er ver¬lieren würde, wenn sein Name aus dem Buch des Lebens ausgelöscht würde.

Das Buch des Lebens ist in erster Linie das Buch aller Lebenden. So sieht sich der Psalmist als Geschöpf in „sei¬nem Buch" aufgezeichnet (Psalm 139, 16). Moses bittet, daß er um Israels willen aus dem Buch des Lebens ausge¬löscht werden möge:

„Und nun, wenn du ihre Sünden vergeben wolltest!... Wenn aber nicht, so lösche mich doch aus deinem Bu¬che, das du geschrieben hast" (2. Mose 32, 32).

Jeder Mensch ist prinzipiell ein „Lebenskandidat". Gott hat nicht im voraus ein Buch der Verdammten. Wenn jemand geboren wird, wird er in das Buch der Lebenden eingetragen und ist damit ein Kandidat für das Leben. Wenn aber jemand das Heil abweist, das Gott ihm in Jesus Christus anbietet, dann ist der Lohn der Sünde nicht nur der leibliche Tod, sondern auch das Auslöschen aus dem Buch des Lebens. Dieser Mensch hat sich des ewigen Lebens nicht würdig erachtet (vgl. Apostelgeschichte 13, 46).

Wenn die Toten einmal vor dem großen weißen Thron stehen werden, wird das Buch des Lebens dort als ein stil¬ler Zeuge liegen. Dann stehen dort nur noch die Namen

der Gerechten. Diese Gerechten sind von Gott natürlich schon vorher gekannt. Darum spricht Offenbarung 13, 8 und 17, 8 von Gerechten, deren Namen von Grundlegung der Welt an im Buch des Lebens geschrieben sind. Es trägt daher auch den Namen: „Buch des Lebens des geschlach¬teten Lammes". Die Namen derer, die dort eingetragen sind, werden nicht ausgelöscht.

Das Buch des Lebens wird daher unter zwei Aspekten gesehen:

a) als ein Buch der Lebenden, aus dem Ungläubige aus¬gelöscht werden,

b) als ein Buch des Lebens des Lammes. Dann enthält es nur die Namen derer, die das ewige Leben erben.

Kann der Bruder umkommen - konnte Paulus verwerflich werden?

In 1. Korinther 8, 11 ist die Rede davon, daß der Bruder, um dessentwillen Christus gestorben ist, umkommt. Der Apostel hat in diesem Kapitel über die Verantwortung der „Starken im Glauben" gegenüber den „Schwachen" ge¬sprochen. Nehmen wir an, da ist jemand stark im Glauben und geht in einen Götzentempel, um dort Fleisch zu es¬sen. Er nimmt an dem götzendienerischen Ritual nicht teil; denn es geht ihm dort nur darum, Fleisch zu essen. Dazu boten die Tempel ausgezeichnete Gelegenheiten! In einem Götzen sieht dieser „Starke im Glauben" nichts - das Fleisch ist für ihn nichts anderes als gewöhnliches Fleisch.

Ein anderer Christ sieht ihn dort hingehen. Aber sein Gewissen gibt ihm nicht die Freiheit, ebenso zu handeln. Weil er aber die anderen so handeln sieht und er selbst auch gern Fleisch ißt, geht er doch in den Tempel und handelt dadurch gegen sein Gewissen. Für ihn persönlich bedeutet das ein Sich-Verbinden mit den Götzen, und eine Rückkehr in die Klauen des Heidentums ist die Folge. Kann der starke Gläubige nun sagen: „Dann ist dieser ,Schwache im Glauben' kein echter Christ gewesen, und ich brauche mir darüber keine Gedanken zu machen"? Nein, es ist ein Bruder, den er als solchen kennt. Durch sein liebloses Auftreten ist dieser „im Glauben schwache Bruder" in die Klauen des Heidentums geraten und daher umgekommen. (Daß Gott ihn zurückbringt, wenn er ein Wiedergeborener ist, wird hier nicht behandelt, da das un¬sere Verantwortung abschwächen würde.)

Dieses Argument gebraucht der Apostel nun, um die „Starken im Glauben" daraufhinzuweisen, daß sie auf das Gewissen des „schwachen Bruders" achten und nicht in einem Geist leben sollten, der sagt: „Soll ich meines Bru¬ders Hüter sein?"

Im folgenden Kapitel schreibt Paulus im Blick auf sich selbst:

„Damit ich nicht, nachdem ich anderen gepredigt ha¬be, selbst verwerflich werde" (1. Korinther 9, 27). Und in 2. Korinther 13, 5 lesen wir:

„Oder erkennt ihr euch selbst nicht, daß Jesus Christus in euch ist? Es sei denn, daß ihr etwa unbewährt seid." (Nach einer holländischen Übersetzung:

„Oder seid ihr euch dessen nicht so sicher, daß Jesus Christus in euch ist? Sonst seid ihr nämlich verwerf¬lich.")

Paulus vergleicht sich mit einem Leichtathleten. Er spricht von seiner Teilnahme an dem Wettlauf und von dem Kampf, in dem er steht. Mit diesen Bildern vergleicht er seine Laufbahn als Diener Gottes. Einmal unterstellt, Paulus hätte seinen Dienst, den Kampf, völlig aufgegeben. Dann wäre er kein „Teilhaber des Evangeliums" mehr ge¬wesen (Vers 23). Dann hätte sein Leben bewiesen, daß er nur für eine Zeit ein Mitläufer war, der nun das Bekennt¬nis aufgegeben hatte. Die unausweichliche Folge davon wäre dann seine Verwerfung gewesen. Aber gerade die

Treue, mit der Paulus seinen Dienst ausübte, beweist, daß er kein bloßer Bekenner, sondern ein wiedergeborener Arbeiter des Herrn war.

Sollte vielleicht jemand annehmen, die Schrift würde sagen: „Paulus, ruhe dich ruhig auf deinen Lorbeeren aus. Du wirst das Ziel doch erreichen"? Nein, ein Leben aus Gott beweist sich im Wandel. Ein Aufgeben des Bekennt¬nisses dagegen beweist, daß kein Leben aus Gott vorhan¬den war. Dasselbe gilt für die Korinther. Sie suchten einen Beweis dafür, daß Paulus wirklich ein Apostel Jesu Christi war. „Nun", sagt der Apostel, „fragt euch doch einmal, ob ihr glaubt. Wenn ihr darauf mit Ja' antworten könnt, dann habt ihr damit zugleich den Beweis für mein Apostelamt. Denn durch mich habt ihr das Evangelium von Jesus Chri¬stus gehört. Oder", so fährt er ironisch fort, „seid ihr euch nicht sicher, daß Christus in euch ist? Seid ihr nicht wie¬dergeboren? Nun, dann seid ihr verwerflich!" Damit ist aber nichts über ein Abfallen von Kindern Gottes ausge¬sagt. Diese Korinther hätten ja gerade feststellen müssen, daß sie nie Kinder Gottes gewesen waren.

Wenn der Gerechte . . .

Schließlich gibt es noch zwei Stellen über den „Gerech¬ten". Die erste finden wir in Hesekiel 18, 24. Dort steht, daß ein Gerechter sterben wird, wenn er von seiner Gerechtigkeit umkehrt und Unrecht tut.

Es ist eigenartig, daß man diese Stelle anführt, um das Evangelium der Gnade Gottes, das im jetzigen Zeitalter geoffenbart wird, in seiner Kraft einzuschränken. Lesen Sie bitte einmal das ganze Kapitel. Gott sagt darin, daß ein sündiger Mensch leben wird, wenn er sich vom Bösen ab¬wendet, die Armen gut behandelt, keinen Wucher treibt usw. Müssen wir das etwa den Menschen unserer Zeit als Evangelium vorstellen? Das ist eindeutig Gesetz. Nehmen wir an, ich würde als Evangelist einem Betrunkenen sagen: „Laß das Trinken sein und werde ein guter Familienvater, dann wirst du leben." Wäre ich dann wirklich ein Diener des Evangeliums? Sicher nicht. Dann würde ich diesen Mann mit leeren Versprechungen abspeisen. Aber ich darf auch nicht umgekehrt sagen: „Gerechter, wenn du in Sünde fällst, dann stirbst du aufgrund von Hesekiel 18." Ich gebe dann den Ausdrücken „Gerechter", „leben" und „sterben" einen neutestamentlichen Sinn, den sie in Hese¬kiel 18 nicht haben. Dort wird weder von dem Gerechtfertigt sein in Jesus Christus gesprochen noch vom ewigen Leben und ewigen Tod.

Die zweite Stelle ist noch weniger als Argument geeig¬net. Man verweist auf 1. Petrus 4, 18:

„Und wenn der Gerechte mit Not errettet wird, wo will der Gottlose und Sünder erscheinen?"

Hier steht nämlich nicht, daß es Gerechte gibt, die doch verlorengehen werden. Diese Stelle bietet nicht den geringsten Anhalt für ein Gegenargument. Gott macht deutlich, daß der Gerechte errettet wird. Doch der Weg des Gerechten geht durch allerlei Übungen, wie Vers 12 ff. zeigen. Gott gebraucht diese Übungen zur Läute¬rung seines Hauses, denn Gott kann bei seinen Kindern nichts Verkehrtes dulden. Hier gilt dasselbe, was Gott in Israel sagt:

„Nur euch habe ich von allen Geschlechtern der Erde erkannt, darum werde ich alle eure Missetaten an euch heimsuchen" (Amos 3, 2).

Wenn alle Christen bereits hier auf der Erde praktische Vollkommenheit erreichen würden, dann müßte keine Läuterung mehr stattfinden; weil das aber nicht so ist, kann Gott nicht darauf verzichten. Wenn nun Menschen, die durch das Blut Jesu Christi gerechtfertigt worden sind, mit Not errettet werden, wo will dann der Sünder erschei¬nen, dessen Sünden nicht durch das Blut Jesu Christi ab¬gewaschen sind?

Auf ihn wartet das ewige Gericht. Aber der Gerechte wird errettet werden, wenn auch mit Not und großer von Gott angewandter Mühe.

Zwei Fäden

Aus diesen Ausführungen können wir die Schlußfolgerung ziehen, daß es zwei Arten von Schriftstellen gibt. Ei¬ne Reihe Stellen sprechen bedingungslos von der Erret¬tung der Kinder Gottes, weil das Werk in ihrer Seele das Werk Gottes ist. Andere zeigen, daß jemand, der Christ zu sein bekennt, dem christlichen Glauben und Wandel ab¬schwören kann.

Wie sollen wir beide praktisch auf uns anwenden? Wir sollten das Wort Gottes so sprechen lassen, wie es der je¬weiligen Situation angemessen ist. Anders ausgedrückt:

Eine bestimmte Botschaft richtet sich auch an einen be¬stimmten Adressaten! So ist das Wort: „Ihr Männer, liebet eure Weiber" an die Männer gerichtet und nicht an ihre Ehefrauen. Und die Ermahnung: „Ihr Weiber, seid euren Männern Untertan" ist an die Frauen gerichtet und nicht an ihre Ehepartner. Nun kann es jedoch vorkommen, daß der Mann seiner Frau „ihre Stelle" um die Ohren schlägt und umgekehrt. Dasselbe kann auch mit diesen beiden Gruppen von Schriftstellen passieren. Um mit einem Mis¬sionar aus Thailand zu sprechen:

„An diesen beiden Gruppen von Schriftstellen hängen sozusagen zwei Fäden. Ein Gläubiger, der keiner verkehr¬ten Lehre anhängt und keinen schlechten Wandel führt, aber an seiner Errettung zweifelt, weil er auf sich selbst sieht, muß an dem Faden der ersten Gruppe von Schrift¬stellen ziehen.

Jemand, der Christ zu sein bekennt, dessen Leben aber nicht mit seinem Bekenntnis übereinstimmt, muß an dem Faden der zweiten Gruppe ziehen. Leider versteht es Sa¬tan sehr geschickt, die Fäden zu verwirren. Der zweifeln¬de Christ bezieht dann die Ermahnungen der zweiten

Gruppe auf sich und verzweifelt. Der Christ, der einen schlechten Lebenswandel führt, stützt sich auf die erste Gruppe und versucht so, sein Gewissen zu beruhigen."

Der eine Faden ist die Linie der Gnade, der andere die Linie der Verantwortung. Beide müssen wir biblisch an¬wenden.

Zurechtbringen

Wir sind als Christen nicht auf uns selbst gestellt. Wir sind füreinander verantwortlich (1. Korinther 12,25 + 26). Wie sollen wir nun im Blick auf die beiden erwähnten Beispie¬le einander dienen? Im ersten Fall ist das nicht so schwie¬rig. Einem zweifelnden Gläubigen sollten wir die Ergeb¬nisse des Werkes Jesu Christi deutlich zu machen versu¬chen. Meistens entsteht Zweifel dadurch, daß man von sich selbst enttäuscht ist. Das Entdecken der sündigen Na¬tur und Versagen im praktischen Leben sind die häufig¬sten Ursachen des Zweifelns. Diese Gläubigen haben Un¬terweisung nötig. Sie müssen lernen, daß Jesus Christus nicht nur für sie gestorben ist, sondern daß sie auch mit ihm gestorben sind; daß Gott sie nicht mehr in ihrem sün¬digen Zustand vor der Bekehrung sieht, sondern sie in Je¬sus Christus als eine neue Schöpfung betrachtet. Ihr Blick muß auf Jesus Christus, den Hohenpriester, gerichtet wer¬den, der Mitleid zu haben vermag mit unseren Schwach¬heiten, weil er in allen Dingen versucht wurde wie wir (Hebräer 2, 18; 4, 15 + 16). Er kommt uns zu Hilfe.

Im zweiten Fall ist die Sache etwas schwieriger. Wir sollten versuchen, diese Christen so zurechtzubringen, wie Paulus die Galater ermahnt:

„Brüder! Wenn auch ein Mensch von einem Fehltritt übereilt würde, so bringt ihr, die Geistlichen, einen solchen wieder zurecht im Geist der Sanftmut, indem du auf dich selbst siehst, daß nicht auch du versucht werdest" (Galater 6, 1).

Aber wie? Hier sind zwei Fälle möglich.

Es kann sein, daß ein Wiedergeborener in Sünde gefal¬len ist und in Reue seine Schuld vor Gott bekannt hat. Dann dürfen wir ihn auf Jesus Christus, den Fürsprecher bei dem Vater, hinweisen (1. Johannes 2, 1) und ihm sa¬gen: „Wenn wir unsere Sünden bekennen, ist er treu und gerecht, daß er uns die Sünden vergibt." Dieser Gläubige hat Ermutigung und Ermahnung nötig, um nicht wieder in Sünde zu fallen. Es kann auch sein, daß jemand weiter in Sünde lebt und eiskalt sagt: „Aber ich bin doch errettet, denn ich bin ein Kind Gottes." Sollten wir ihn dann darin bestärken, indem wir auf die Gnade Gottes hinweisen, die das Werk seiner Hände nicht umkommen läßt? Auf kei¬nen Fall!

Denn wer sagt uns, daß dieser Mensch wirklich wieder¬geboren ist? Wir können nicht in sein Herz sehen. Das Be¬kenntnis seines Glaubens steht im Widerspruch zu dem Bekenntnis seines Wandels. Diesen Mann dürfen wir nicht auf die Gnade Gottes hinweisen, sondern vielmehr auf die Verantwortung des Christen. Für ihn gilt:

„Wenn ihr nach dem Fleische lebt, so werdet ihr ster¬ben" (Römer 8, 13).

Er lebt als ein Feind des Kreuzes Christi, dessen Ende Verderben ist. Dieser Mensch befindet sich auf dem Weg zum Verderben. Und das sollten wir ihm vorhalten.

Wenn er aber wirklich ein Kind Gottes ist? Gott weiß es und wird es von diesem Weg retten. Angenommen, ich gehe mit meinem Kind an einen Kanal. Das Kind will die Böschung hinunterlaufen und sich ins Wasser stürzen. Sa¬ge ich dann: „Lauf ruhig, ich werde dich schon noch früh genug retten"? Nein, ich sage: „Wenn du das tust, ertrinkst du." Daß ich es aber als Vater nicht so weit kommen las¬sen werde, ist eine andere Sache.

Diese Christen sollten wir strafen. Wenn wir sie dadurch von einem Irrweg abgebracht haben, können wir sagen,

daß wir - ähnlich wie in dem gerade erwähnten Beispiel - eine Seele vom Tod errettet haben (Jakobus 5, 19 + 20).

Gottes Gnade ist groß. Aber unsere Verantwortung ist ebenfalls groß.

siehe dazu auch Markus 4
http://92366.homepagemodules.de/t474f27-...leichnisse.html

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~nora~
"Ich singe dir mit Herz und Mund,
Herr, meines Herzens Lust;
ich sing und mach auf Erden kund,
was mir von dir bewußt
(..)" v. Paul Gerhardt
Galater 5,1: "Für die Freiheit hat uns Christus befreit; so stehet nun fest und lasset euch nicht wieder in ein Joch der Knechtschaft spannen!"
http://nightstop.net.ms

Tägliche Inspiration: http://flingk.com/c0qqv56

Angefügte Bilder:
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