Unter den christlichen Theologen gibt es zwar viele unterschiedliche Auffassungen, wie genau die Überlieferung ist und welche Details wie zutreffen, aber fest steht: Das Leben von Jesus ist eine der am besten überlieferten und belegten Biografien des Altertums.

Selbst über Kaiser Nero und Größen wie Hannibal wissen wir nur einen Bruchteil im Vergleich zu dem, was wir aus verschiedenen Quellen – nicht nur der Bibel – über Jesus wissen. Beispielsweise schrieb der römische Historiker Tacitus (geb. 52-54 n. Chr.):

"Um daher dieses Gerede [vom Niederbrennen Roms durch Nero] zu vernichten, gab Nero denen, welche wegen ihrer Schandtaten verhasst das Volk Christianer nannte, die Schuld und belegte sie mit den ausgesuchtesten Strafen. Derjenige, von welchem dieser Name ausgegangen ist, Christus, war unter des Tiberius Führung vom Procurator Pontius Pilatus hingerichtet worden; und der für den Augenblick unterdrückte verderbliche Aberglaube brach wieder aus, nicht nur in Judäa, dem Vaterland dieses Unwesens, sondern auch in der Hauptstadt, wo von allen Seiten alle nur denkbaren Greuel und Abscheulichkeiten zusammenströmen und Anhang finden."

Für die Geschichtsschreiber war die Existenz von Jesus also zweifellos wahr.

Zudem existieren noch heute allein vom griechischen Text der Bibel mehr als 5600 Handschriften beziehungsweise Handschriftenteile, alle schön säuberlich auf Mikrofilm gebannt; dazu kommen Übersetzungen in alle antiken Kultursprachen, vor allem ins Lateinische. Von römischen Klassikern wie Cäsars „Gallischem Krieg“ beispielsweise, der jeden Lateinschüler heute quält, sind dagegen nur zehn brauchbare Abschriften erhalten – und das älteste davon wurde 900 Jahre nach Cäsars Tod angefertigt.1

Das einzige neben der Bibel vergleichsweise gut überlieferte Werk der Antike ist Homers „Ilias“ (650 Abschriften). Allerdings mit starken Textunterschieden: Von den 15 600 Zeilen der „Ilias“ sind 764 in verschiedenen Varianten überliefert. Das Neue Testament umfasst hingegen 20 000 Zeilen, hier stehen aber nur 40 Zeilen in Frage.2 Dazu kommt, dass die ältesten heute erhaltenen „Ilias“-Handschriften etwa 1 000 Jahre nach Homers Tod entstanden sind. Die ältesten heute erhaltenen Handschriften des Neuen Testaments stammen dagegen aus dem ersten Jahrhundert nach Christus.

Man kann also guten Gewissens sagen: Der Text des Neuen Testamentes ist weit besser überliefert als jeder andere Text der Antike.

Quellen und weitere Informationen:
1 F. F. Bruce, Die Glaubwürdigkeit der Schriften des Neuen Testamentes. Eine Überprüfung des historischen Befundes, S. 20f
2 Norman Geisler, William Nix, A General Introduction to the Bible, Moody Press, Chicago 1968, S. 366+367